Im klassischen Projektumfeld gilt im Allgemeinen das PM-Dreieck : Es gibt ein festes Budget, zu dem ein bestimmter Umfang an Produktanforderungen bis zu einer bestimmten Zeit realisiert werden muss. Gleichzeitig steht als Planungswerkzeug die sog. Meilensteintrendanalyse zur Verfügung, die dazu dient, über die Zeit zu verfolgen, wie die Meilensteine eines Projektes sich verschieben. Das legt nahe, dass das Nichteinhalten der Meilensteine von vornherein zumindest als Möglichkeit in Betracht gezogen wird. Zudem ist es in der Praxis sehr oft so, dass die Projektmanager gewisse Bedenken bezüglich der Ausdetaillierung der Produktanforderungen haben und ähnlich wie im Agilen bereits zu Beginn des Projektes davon ausgehen, dass sich die Anforderungen bis zum Ende des Projektes noch verändern werden. Die Planungssicherheit, die das PM-Dreieck, das Meilensteindiagramm, die Anforderungsdokumentation und weitere Instrumente suggerieren, ist in der Praxis also häufig nur schöner Schein. Die meisten erfahrenen Projektmanager dürften dies bestätigen.
In einem klassischen Wasserfall-Prozess mit Meilensteinen ist also Zeit die erste Stellschraube, wenn es im Projekt eng wird. In einem agilen Prozess ist die Zeit durch das Timeboxing fixiert und als Stellschraube wird stattdessen der Umfang genutzt. Dies macht auch deshalb Sinn, weil die Ausgangssituation für einen agilen Prozess ja gerade darin besteht, dass der Umfang zu Projektbeginn nicht ausreichend genau definiert werden kann.