Im klassischen Projektmanagement geht man davon aus, dass die Stakeholder (einfach ausgedrückt: die Personen, die ein Interesse an dem Projekt haben) zu Beginn des Projektes einen relativ hohen Einfluss nehmen können, der jedoch mit weiterem Fortschreiten des Projektes immer mehr abnimmt. So kann der Kunde am Anfang bestimmen, was er genau als Projektergebnis haben möchte. Je weiter das Projekt fortschreitet, desto mehr schwindet sein Einfluss auf das Ergebnis. Denn zum einen sind die Projektergebnisse vertraglich festgelegt. Zum anderen ist er immer weniger in das Projekt eingebunden. Geht man beim Projektmanagement also ganz klassisch nach einem sogenannten Wasserfallmodell vor, so beschreibt der Kunde zu Beginn einmalig, was er haben möchte. Am Ende bekommt er dann das, was der Auftragnehmer als Kundenwunsch verstanden hat.
Außerdem geht das klassische Projektmanagement davon aus, dass Änderungen am Projektauftrag umso teurer werden, je später sie eingebracht werden. Wenn der Kunde in der Anfangsphase sagt, dass er etwas anders haben möchte, ist es noch relativ billig, diese Änderung zu berücksichtigen. Wenn er gegen Ende des Projektes mit einem Änderungswunsch kommt, entstehen relativ hohe Kosten, um ihn zu berücksichtigen.
Auch wenn das Wasserfallmodell nicht per se falsch ist, so bereitet es doch in vielen Projekten Schwierigkeiten.
Für einen erfolgreichen Projektverlauf wäre es daher viel sinnvoller, wenn der Kunde und andere Stakeholder immer wieder Einfluss nehmen könnten und die Kosten für dadurch entstehende Änderungswünsche trotzdem nahezu konstant blieben. Genau dies ist das Ziel des agilen Projektmanagements. „Agil“ im Sinne von „beweglich“ und „reaktionsschnell“ bezieht sich also auf den Umgang mit Änderungen der Projektanforderungen.
Beim agilen Projektmanagement können die Stakeholder also während des Projektverlaufs immer wieder ihre Anforderungen justieren. Durch den Einsatz agiler Prinzipien und Techniken sollen die Kosten für Änderungen niedrig bleiben.
Bei der Softwareentwicklung ist es einfacher, eine flache Kostenkurve in den Projekten trotz Änderungen zu erreichen. Dort können durch automatisierte Tests und moderne Entwicklungswerkzeuge Änderungen mit relativ geringem Aufwand realisiert werden. In anderen Projektfeldern muss man schon genauer hinschauen, um dies zu erreichen.
Vorsicht beim Begriff „agil“: In der Praxis stößt man immer wieder auf Chaos-Projekte, die sich hinter dem Begriff „agil“ verschanzen. Nur Projekte, in denen agile Techniken systematisch und mit Augenmaß eingesetzt werden, sind echte agile Projekte.