Ziel: guter Informationsfluss
kurze, tägliche Besprechung im Stehen
Ein typisches Phänomen im Projektalltag sind ineffiziente Meetings. Eine Technik, die dem entgegenwirken soll, sind die Daily Stand-up Meetings (in der agilen Methode Scrum als „Daily Scrum“ bezeichnet), also kurze Tagesbesprechungen im Stehen. Die Betonung liegt hier auf „kurz“ und „im Stehen“. Die Durchführung der Besprechung im Stehen sorgt für eine höhere Dynamik, da die Teilnehmer schon rein physisch in Bewegung bleiben. Auch steht niemand gerne allzu lange, so dass das Stehen dazu beiträgt, das Treffen auf eine kurze Zeitspanne zu begrenzen. Die Kürze des Meetings ist enorm wichtig, damit nur die wesentlichen Informationen ausgetauscht werden und die Teilnehmer die Besprechung als produktiv erleben. All dies steigert die Wahrscheinlichkeit, dass die Beteiligten gerne zu den Besprechungen kommen. Nur dann können sie sich auch auf Dauer etablieren. Mit Daily Stand-up Meetings werden Kommunikation und Informationsfluss zwischen den Beteiligten unterstützt. Dies alles ist für ein Agiles Projektmanagement unverzichtbar.
Die Agenda eines Daily Stand-up Meetings sollte klar strukturiert sein. Idealerweise gehen alle Teilnehmer reihum auf die folgenden Fragen ein:
Für die Beantwortung dieser drei Fragen hat jeder ca. 2 Minuten Zeit. In der Regel werden die Teilnehmer dabei nur gelegentlich Hindernisse nennen. Falls jemand ein Hindernis benennt, so ist es die Aufgabe des Moderators (also z. B. des Projektleiters oder Scrum Masters), eine Lösung für das Problem vorzuschlagen. Ziel ist es, dass jeder Teilnehmer nach dem Meeting für den Tag arbeitsfähig ist.
In einem gut moderierten Daily Stand-up Meeting kann sich das gesamte Team in kurzer Zeit ein Bild darüber machen, wer gerade woran arbeitet und wer Unterstützung benötigt. Dies ersetzt andere lange Meetings.
Falls das Team mit einem Task Board arbeitet, sollte die Besprechung davor stattfinden. Das macht die einzelnen Aufgaben für alle noch greifbarer.
Ein Daily Stand-up Meeting sollte optimaler Weise nur ca. 15 Minuten dauern. Bei 2 Minuten Berichtszeit pro Teilnehmer ergibt sich also eine maximale Teilnehmerzahl von ca. 7 Personen. Natürlich kann von diesem Optimum abgewichen werden. Allerdings wird es dann auch schwieriger, eine gute Gesamtdynamik der Besprechung zu halten.
Funktionierende Daily Stand-up Meetings sind ein hervorragendes Instrument, um sich effektiv zu besprechen. Allerdings ist es gar nicht so einfach, sie bei den Teammitgliedern auf Dauer zu etablieren.
Es gibt drei Kardinalfehler, die man unbedingt vermeiden sollte:
Gerade beim Einsatz in einem klassischen Projektumfeld kann ein tägliches Treffen ein zu enger Turnus für das Daily Stand-up Meeting sein. Dann ist es sinnvoll, das „Daily“ wegzulassen und aus dem Treffen ein „Stand-up-Meeting“ zu machen mit einem sinnvolleren Turnus. Es gibt sicher viele Projekte, bei denen es ausreicht, sich zweimal in der Woche oder wöchentlich zusammenzufinden, so z. B. weil die Teams an mehreren Projekten arbeiten und der Arbeitsfortschritt pro Projekt daher langsamer ist. Dabei sollte einem jedoch bewusst sein, dass Meetings in größeren Abständen an Stärke bezüglich der Gruppendynamik verlieren. Die vor allem deshalb, weil das Team seltener zusammenkommt.
Die Agenda-Struktur und Dauer des Meetings sollten auch bei einem weiteren Turnus erhalten bleiben. Sie sind wesentliche Erfolgsfaktoren für Stand-up-Meetings. Ohne sie wird die Besprechung dann doch wieder schnell zu einem „klassischen Mammut-Meeting“.
Stellt man in einer Runde gestandener klassischer Projektmanager das Konzept der Daily Stand-ups vor, so ist häufig die erste Reaktion: „So was machen wir doch schon!“. Im Detail sind die Unterscheide dann aber bisweilen gravierend. Häufig werden Stand-up-Meetings im klassischen Umfeld so eingesetzt, dass sie mehr den Charakter von Mikro-Management haben und nicht den gegenseitigen Austausch der Teilnehmer in den Fokus rücken. Diese Gefahr besteht insbesondere dann, wenn Tagesbesprechungen als „Feuerwehreinsatz“ genutzt werden, weil ein Projekt in Schieflage geraten ist.
Auch im Agilen kann ein Daily Stand-up für Mikro-Management missbraucht werden, und zwar dann, wenn ein Projektmanager oder Product Owner dabei ist, der immer wieder auf das Iterationsziel (Sprintziel) fokussiert und nachhakt, ob dieses denn noch erreicht werde. Grundsätzlich sollte ein Daily Stand-up nicht der Kontrolle durch den Projektmanager bzw. Moderator dienen, sondern dem Austausch der Teilnehmer untereinander. Ein Seminarteilnehmer berichtete mir von einem Projekt, bei dem Projektmitarbeiter sich über die Einführung von Dailies beschwert haben, weil sie sich kontrolliert fühlten. Der Zweck des Meetings sollte also im Vorfeld gut kommuniziert werden.
Ein weiteres zwar mögliches, jedoch negatives Phänomen besteht darin, dass Daily Stand-up Meetings zu einer Art Ersatz-Retrospektiven werden. Dies tritt besonders häufig bei Teams auf, die noch unerfahren in der agilen Methodik sind. Es gibt Teams, in denen richtige Retrospektiven nicht ernst genommen oder sogar ganz weggelassen werden. Dann besteht die Gefahr, dass Konflikte und Missverständnisse zwischen Teammitgliedern ungeklärt bleiben. Im Allgemeinen werden diese schwelenden Missstimmigkeiten sich dann in Form von mehr oder weniger verdeckten kritischen, ironischen oder sogar sarkastischen Bemerkungen an anderer Stelle einen Weg bahnen. Ein typisches Forum dafür sind die Daily Stand-up Meetings. Dort sind diese Themen allerdings denkbar unpassend platziert, weil nicht der zeitliche Rahmen besteht, um sie auch nur annähernd zu klären. Eine solche Situation sollte in diesem Fall als Anlass verstanden werden, Retrospektiven einzuführen. Falls es bereits Retrospektiven gibt, sollte deren Struktur so verändert werden, dass die Missstimmigkeiten im Team geklärt werden können.