Ziel: Kontinuierliche Verbesserung
Teams sollten sich regelmäßig mit der Fragestellung auseinandersetzen, wie gut die Kooperation im Team funktioniert und in welchen Bereichen eine effektive Zusammenarbeit noch gesteigert werden kann. Ziel einer solchen Retrospektive ist es, ganz konkrete Verbesserungen für die Zusammenarbeit und den Arbeitsprozess abzuleiten. Die Retrospektiven sollten nicht mit den klassischen Lessons Learned verwechselt werden, die in den meisten Projekten durchgeführt werden. Bei diesen werden gegen Ende eines Projektes Verbesserungsvorschläge gesammelt, die dann in den kommenden Projekten aufgegriffen werden sollen. In der Praxis verschwinden die Vorschläge aber häufig in einer Schublade oder einem Excel-Sheet und tauchen nie wieder auf.
Retrospektiven:
Lessons Learned:
Das Prinzip der Retrospektiven geht also deutlich über das der klassischen Lessons Learned hinaus. Dabei ist der wichtigste Unterschied, dass Retrospektiven bereits während des laufenden Projektes stattfinden. Ein guter Zeitpunkt dafür ist das Ende einer Iteration. Neben dem Review, das dann ja ohnehin durchgeführt wird, kann mit dem Projektteam ein Meeting zur Retrospektive abgehalten werden.
Die Retrospektive sollte nicht mit dem Review kombiniert werden. Erfahrungsgemäß ist diese Kombination nicht sehr effizient. Sie führt nicht zur erhofften Zeitersparnis, sondern in erster Linie zu Verwirrung bei den Teilnehmern. Denn es ist für so Manchen schwieriger als vermutet, klar zwischen der Ebene des Produkts (Review) und der Ebene des Prozesses (Retrospektive) zu unterscheiden. In dem Prinzip der Retrospektiven steckt das Streben nach kontinuierlicher Verbesserung, das in der agilen Projektmethodik sehr wichtig ist. Dabei ist es von großer Bedeutung, dass die Verbesserungsvorschläge auch ganz konkret und zeitnah umsetzbar sind.
Eine gute Strukturierung der Retrospektiven ist wichtig, damit alle motiviert dabei sind. Eine typische Agenda für eine Retrospektive sieht wie folgt aus:
Bei Retrospektiven hilft es nicht, wenn man allein die Probleme und Schwierigkeiten betrachtet. Der Schwerpunkt sollte auf einer Lösungsorientierung liegen. Dazu sind typische Fragen aus dem systemischen Coaching hilfreich wie z. B.: „Was hat in der letzten Iteration an unserer Kooperation besonders gut funktioniert und wie können wir das vielleicht sogar noch verstärken?“
Es ist wichtig, bei Retrospektiven auch die persönliche Ebene miteinzubeziehen. Da das Arbeiten in selbstorganisierten Teams auf einer guten Kommunikation im Team basiert und diese nachhaltig nur funktioniert, wenn es keine Konflikte zwischen den Teammitgliedern gibt, sollten auf dieser Ebene Reibungsverluste ausgeräumt werden. Eine Reflexion der persönlichen Ebene ist für manche Teams ungleich schwieriger als eine Beschäftigung mit der Sachebene. Daher ist hier eine positive Grundatmosphäre wichtig. „Fingerpointing“ und Schuldzuweisungen sollten unbedingt vermieden werden. Eine gängige Methode, um eine positive Basis zu schaffen, ist es, die Teilnehmer zunächst Stärken der anderen sammeln zu lassen. Dazu können Arbeitsfragen genutzt werden wie z. B.: „Schreibe für jeden Teilnehmer eine Sache auf, die er aus deiner Sicht in der letzten Iteration besonders gut gemacht hat“.