Wenn Rollen, Artefakte, Ereignisse oder Regeln von Scrum verändert oder einfach weglassen werden, dann ist das Ergebnis ein Prozess, der als Scrum But (übersetzt: »Scrum, aber«) bezeichnet wird. Der Begriff ist entstanden, weil in Unternehmen in solchen Fällen gerne Sätze fallen, wie z. B.:
Folgende Abweichungen von Scrum kommen in der Praxis immer wieder vor:
Es gibt unzählige Projektteams, die von sich behaupten, Scrum zu nutzen. Tatsächlich praktizieren aber sehr viele davon Scrum But. Kurz erklärt liegt das daran, dass in der Praxis Rahmenbedingungen für Projekte existieren, die nicht so recht zu Scrum passen. In vielen dieser Projekte wird aber dennoch sehr erfolgreich mit der Methode gearbeitet, weil das Team ganz bewusst mit den Abweichungen umgeht und diese nur dort vorsieht, wo die Essenz von Scrum nicht angetastet wird. Andere Projekte weichen in kritischen Punkten von Scrum ab und verlaufen dann weniger erfolgreich.
Vor allem im klassischen Projektumfeld ist der Einsatz von Scrum in seiner Reinform nahezu unmöglich. Die dann unausweichlichen Abweichungen sollten allerdings geplant erfolgen. Nur so kann eine Balance zwischen der Agilität, die Scrum voraussetzt, und der Planung, die das klassische Umfeld fordert, hergestellt werden. Im Folgenden betrachten wir einige kritische Abweichungen näher.
Der Projektleiter des Projektmanagementprozesses ist dabei dem Scrum Team übergeordnet. Formal gesehen ist das kein Verstoß gegen die Scrum-Regeln, jedoch ein ernsthaftes Problem für den Praxiseinsatz der Methode: Wenn dieser Projektleiter den Prozess und die Philosophie von Scrum nicht genau verstanden hat oder anderen Zwängen unterliegt und auf klassischen Instrumenten besteht, kommt es unweigerlich zu Schwierigkeiten. Der Scrum Master wird dadurch schnell in Konflikt mit dem Projektleiter geraten, beispielsweise wenn der Projektleiter auf zusätzlichen Meetings (z. B. wöchentliches Teammeeting) oder Dokumentationen (z. B. Pflichtenheft) besteht, die Scrum nicht vorsieht. Der Scrum Master hat die Pflicht, das Team vor solchen zusätzlichen Aufgaben zu schützen. Überall dort, wo der Scrum Master sich nicht durchsetzen kann, wird das Team schnell unzufrieden werden. Schließlich kann es bei zusätzlichen Aufgaben seine Sprint-Planung nur mit Mehrarbeit oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr einhalten. Das Problem ist nicht einfach dadurch zu lösen, dass der Projektmanager gleichzeitig die Rolle des Scrum Masters oder Product Owners einnimmt. Denn damit wird der Rollenkonflikt nur auf eine Person verlagert. Lösen kann man es nur, wenn die Rollen und Verantwortlichkeiten explizit festgelegt werden.
Hinter diesen Schwierigkeiten steht oft ein noch viel größeres Problem: nämlich, dass Scrum nicht in der gesamten Organisation verstanden und akzeptiert wird. Dies ist gerade in großen Unternehmen häufig der Fall. Daher sollte die Einführung der Scrum-Methode von einem Organisationsentwicklungsprozess begleitet werden, der die notwendige Motivation schafft und das erforderliche Wissen über Scrum verbreitet.